Ein häufiger Anfängerfehler ist es, den Chart mit zu vielen Indikatoren zu überladen. Das Ergebnis: Verwirrung, widersprüchliche Signale und Analyse-Paralyse.
Die Goldene Regel: Maximal 2-3 Indikatoren gleichzeitig!
Empfehlung für Einsteiger: Beginnen Sie mit einem gleitenden Durchschnitt (z.B. SMA 200) und einem Momentum-Indikator (z.B. RSI). Beherrschen Sie diese, bevor Sie weitere hinzufügen.
Gleitende Durchschnitte (Moving Averages) sind die am weitesten verbreiteten technischen Indikatoren. Sie glätten Preisschwankungen, filtern Rauschen und zeigen die grundlegende Trendrichtung. Für viele Trader bilden sie das Rückgrat ihrer Analyse.
Ein gleitender Durchschnitt berechnet den Durchschnittspreis über einen definierten Zeitraum. Mit jeder neuen Kerze „gleitet“ das Fenster weiter:
10-Tage SMA = (Tag1 + Tag2 + Tag3 + ... + Tag10) / 10 Nächster Tag: Neue SMA = (Tag2 + Tag3 + Tag4 + ... + Tag11) / 10
Einfacher arithmetischer Durchschnitt – alle Datenpunkte gleich gewichtet.
Vorteile:
Nachteile:
Gewichtet neuere Daten stärker als ältere. Reagiert schneller auf Preisänderungen.
Multiplier = 2 / (Periode + 1) EMA = (Schlusskurs × Multiplier) + (Vorherige EMA × (1 - Multiplier)) Beispiel 20-EMA: Multiplier = 2 / 21 = 0,0952
Vorteile:
Nachteile:
Linear gewichtet – neueste Daten haben proportional höheres Gewicht.
Noch glatter als SMA, verwendet alle historischen Daten.
Der VWMA (Volume Weighted Moving Average) ist ein oft übersehener, aber mächtiger Indikator, der das Handelsvolumen direkt in die Preisberechnung einbezieht. Er zeigt uns, wo das „Smart Money“ aktiv war.
Während der normale SMA alle Tage gleich behandelt, gewichtet der VWMA Tage mit hohem Volumen stärker.
Formel: VWMA = (Preis × Volumen) / Gesamtvolumen
Der Effekt: Eine Kerze mit riesigem Volumen zieht den VWMA magnetisch an. Eine Kerze mit winzigem Volumen wird vom VWMA fast ignoriert.
Nutzen Sie beide Indikatoren (z.B. SMA 20 und VWMA 20) zusammen im Chart:
| Situation | Interpretation | Signal |
|---|---|---|
| VWMA > SMA | Preis steigt + Volumen ist hoch | Gesunder Aufwärtstrend (Smart Money kauft) |
| VWMA < SMA | Preis steigt + Volumen ist niedrig | Warnung / Divergenz (Nur Kleinanleger treiben den Preis) |
| VWMA fällt unter SMA | Hohes Volumen bei fallenden Preisen | Starkes Verkaufssignal (Trendwende) |
Ersetzen Sie in Trendphasen Ihren klassischen SMA durch das VWMA/SMA-Duo.
| Periode | Zeitrahmen | Anwendung |
|---|---|---|
| SMA/EMA 9-10 | ~2 Wochen | Kurzfristige Signale, Daytrading |
| SMA/EMA 20-21 | ~1 Monat | Swing-Trading, kurzfristiger Trend |
| SMA/EMA 50 | ~10 Wochen | Mittelfristiger Trend, institutionelle Beachtung |
| SMA 100 | ~5 Monate | Mittelfristiger bis langfristiger Trend |
| SMA 200 | ~1 Jahr | Langfristiger Trend, Bullen/Bären-Grenze |
Die SMA 200 ist der wichtigste gleitende Durchschnitt überhaupt:
BULLISCH: BÄRISCH:
Kurs über steigender SMA 200 Kurs unter fallender SMA 200
↗ Kurs SMA 200 ↘
/ \
/ SMA 200 ↗ \
/ Kurs ↘ \
\
\
Die bekanntesten Moving-Average-Crossover-Signale:
SMA 50
\
\ ↗ SMA 50 kreuzt
\ / SMA 200 von UNTEN
\ /
\/ ← GOLDEN CROSS
/\
/ \
SMA 200 \
SMA 200
\
\ ↘ SMA 50 kreuzt
\ \ SMA 200 von OBEN
\ /\
\/ ← DEATH CROSS
/
/
SMA 50
Beliebt bei Swing-Tradern:
Drei EMAs für Trendstärke-Analyse:
Gleitende Durchschnitte fungieren als dynamische Unterstützung/Widerstand:
| Problem | Ursache | Lösung |
|---|---|---|
| Verzögerte Signale | MAs sind nachlaufend | Kürzere Perioden oder EMAs verwenden |
| Whipsaws in Ranges | Kein Trend vorhanden | Trend-Stärke-Filter (ADX) hinzufügen |
| Falsche Crossovers | Volatilität, Rauschen | Bestätigung abwarten (1-2 Kerzen) |
Beispiel: DAX Tageschart 2023-2024
| Datum | Typ | DAX-Stand | Ergebnis 3 Monate später |
|---|---|---|---|
| 30. Jan 2023 | Golden Cross | 15.128 | +8% auf 16.331 |
| 14. Okt 2023 | Death Cross | 15.186 | Fehlsignal! +12% danach |
| 14. Dez 2023 | Golden Cross | 16.751 | +8% auf 18.039 |
Erkenntnis: Death Cross Oktober 2023 war Fehlsignal – Markt drehte schnell!